Initiative „Naziterror stoppen“ schlägt Maja für Demokratiepreis vor

Beim Nachdenken darüber, wer es besonders verdient, für sein Engagement gewürdigt zu werden, kommen einem am ehesten Menschen in den Sinn, die besonders mutig sind. Weil sie etwas außergewöhnliches tun, es mit einer besonderen Ausdauer oder unter Inkaufnahme eines großen Risikos tun. Die Herkunft dieses Mutes, der sie so konsequent handeln lässt, ist oft eine besonderes Verhältnis zu den eigenen Überzeugungen und den Mitmenschen.

Unserer Freund_in Maja wird genau das zum Vorwurf gemacht: mit allen Konsequenzen für ihre Überzeugungen eingestanden zu haben. In Budapest huldigen jedes Jahr tausende organisierte Neonazis dem historischen NS. Faschisten aus ganz Europa – und dem SHK – verherrlichen den Vernichtungskrieg der Nazis in Osteuropa, die Gräeul und die Verbrecher von damals sind ihnen Vorbild ihrer Vernichtungsphantasien von heute. Der ungarische Staat unterstützt diese Umtriebe. In dieser Situation wird Maja und ihre_n Freund_innen vorgeworfen, die körperliche Auseinandersetzung mit organisierten Neonazis nicht gemieden zu haben. Dabei muss jedem klar sein, dass Nazis vehement ihre Ziele verfolgen, wenn man sie lässt. Seit Auschwitz ist das Vorgehen gegen Nazis immer eine Defensiv-Auseinandersetzung: eliminatorische Antisemiten, überzeugte Rassisten, Geschichtsrevisionisten, Sozialchauvinisten und Antiziganisten werden sich nicht umstimmen lassen, wenn es darum geht, Minderheiten zu unterdrücken, zu verfolgen, wenn möglich zu vernichten. Man kann nur versuchen, ihnen das Handwerk zu legen. Sich dabei auf den (deutschen wie ungarischen) Staat zu verlassen, ist naiv. Im Gegenteil: deutsche Polizeibehörden sind mit ungebrochenem Ermittlungseifer ununterbrochen und mit riesigem Personalaufwand damit befasst, die Verstecke untergetauchter Antifaschist_innen aufzuspüren und die deutsche Justiz bedient sich absurdester Tricks, um die Untergetauchten an das ungarische rechtsautoritäre Regieme auszuliefern.

Aus demokratischer Perspektive ist klar, dass es gegen diese Repression nur eine Antwort geben kann: Solidarität.

Wer bereit ist, seine Freiheit, seine körperliche Unversehrtheit, den Kontakt zu seinen Freunden, seiner Familie und den Menschen die er liebt zu riskieren, stellt damit erst einmal nur unter Beweis, im Ernstfall, wenn also Politik und Staat versagen, mit Konsequenz, Aufrichtigkeit und Mut dagegen vorzugehen. Und das sollte gewürdigt werden.

Von einer Nominierung von Maja soll ein klares Zeichen ausgehen: wir lassen uns nicht spalten. Man muss nicht mit jeder Aktion einverstanden sein, die Maja und ihren Freund_innen angelastet wird. Männlichkeit immer wieder zu problematisieren, die eigene Verantwortung für die Unversehrtheit von Herz und Seele zu übernehmen, in den Austausch zu gehen, sich der Kritik der Mitstreiter_innen zu stellen und die Frage der Legitimität der eigenen Handlung immer wieder abzuwägen ist Chance und Pflicht gleichermaßen. Aber wenn es dann hart auf hart kommt, ist es wichtig, zusammenzustehen, denn Solidarität ist kein Wunschkonzert.