Ab dem 28. April 2025 beginnt am Oberlandesgericht Jena ein weiteres Verfahren gegen Mitglieder und Unterstützer der militanten Neonazi-Gruppierung „Knockout 51“. Im ersten Prozess wurden gegen Bastian Adam, Leon Ringl, Maximilian Andreas und Eric Krempler geringe Haftstrafen verhängt – das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Nun stehen Kevin Noeske, Marvin Wolf und Patrick Wieschke wegen der Bildung und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vor Gericht.
Marvin Wolf ist spätestens seit 2019 in der Struktur von KO51 aktiv. 2020 nahm er regelmäßig an Fahrten der Gruppe zu rechten Aufmärschen teil – darunter die gewalttätigen Querdenken-Proteste in Leipzig und Berlin. Auch bei der Propaganda der Gruppe spielte er eine Rolle, etwa indem er im Auftrag von Leon Ringl das neonazistische Gedenken zum Volkstrauertag in Eisenach fotografierte, um daraus Material für Social Media zu erstellen. Zudem fertigte der gelernte Schweißer ein Verschlussteil für eine Maschinenpistole vom Typ FGC-9. In der Absicht, politische Gegner:innen zu töten, war er auch als Fahrer beim versuchten Angriff vor dem Erfurter AJZ beteiligt – bereit, im Ernstfall Menschen mit dem Auto zu überfahren.
Kevin Noeske, Mitgründer von KO51, war über Jahre hinweg ein zentraler Akteur bei brutalen rechten Übergriffen und Morddrohungen in Eisenach. Es bleibt unklar, warum er nicht bereits im ersten KO51-Prozess angeklagt wurde. Schon vor Gründung der Gruppe war Noeske mit einem Springmesser, Pfefferspray und Baseballschläger unterwegs und griff gezielt politische Gegner:innen an. Mit dem Übergang vom „Nationalen Aufbau Eisenach“ zur offen militant auftretenden Nazi-Gruppierung KO51 definierte Noeske gemeinsam mit Leon Ringl den Gruppenzweck noch stärker als gewaltorientierte Kampfstruktur. Er trat bei der Neonazi-Kampfsportserie „Kampf der Nibelungen“ an, war Anwärter bei den Erfurter Hooligans des „Jungsturms“ und vernetzte sich nach seinem Umzug nach Erfurt mit der dortigen militanten Szene. Nach der Ermordung zweier Black-Lives-Matter-Demonstrant:innen durch Kyle Rittenhouse hielt Noeske einen rassistischen Vortrag in Eisenach. Dabei wurde ein Gruppenfoto zu Ehren des Täters gemacht. In ähnlicher Absicht plante Noeske einen Angriff vor dem Erfurter AJZ – samt gewaltbereiter Neonazis aus Erfurt, die er eigens mitbrachte.
Patrick Wieschke, einst Teil des „Thüringer Heimatschutzes“, wurde bereits 2001 wegen eines Sprengstoffanschlags auf einen Imbiss verurteilt. Seit etwa 2013 trat er als Mentor der Eisenacher Neonazi-Szene um Ringl, Adam und Noeske auf. Er bot ihnen Raum für Treffen und eigene Veranstaltungen in der NPD-Zentrale „Flieder Volkshaus“, wo sie auch durch Wieschkes Rechtsrock- und Parteiveranstaltungen Kontakte in die bundesweite Neonaziszene knüpfen konnten. Auch nach Gründung von KO51 organisierte er mit Unterstützung der Gruppe Veranstaltungen, etwa eine Lesung mit dem letzten Pfleger von NS-Kriegsverbrecher Rudolf Hess. Bei Konzerten und Partys in „Flieder Volkshaus“ engagierte Wieschke KO51-Mitglieder als Türsteher und ließen ihnen freie Hand bei Gewaltausbrüchen gegen betrunkene Rechte. Im „Flieder Volkshaus“ trainierte KO51 Kampfsport und lagerte Waffen. Nachdem Wieschke im Rahmen einer weiteren Razzia verhaftet wurde, sagte er gegen KO51 aus, um aus der Haft zu kommen. Dies markierte einen anhaltenden Bruch zwischen ihm und KO51, sowie darüber hinaus zwischen seinem Umfeld um das „Flieder Volkshaus“ und der restlichen Neonaziszene.
Bereits im ersten Prozessabschnitt versuchten militante Neonazis, kritische Prozessbeobachter:innen einzuschüchtern. Diese Raumergreifungsstrategien werden wir ins Leere laufen lassen. Wir werden Öffentlichkeit schaffen und uns weiterhin entschlossen gegen faschistische Umtriebe organisieren.
Eine weiterführende Recherche findet sich auf AGST.




